Pfarrkirche St. Vitus
Geschichtliches
Vor 1000 Jahren hatte Willmatshofen schön eine bescheidene kleine Holzkirche. Die erste urkundliche Erwähnung von Willmatshofen geht zurück auf das Jahr 1251. Die weitere geschichtliche Entwicklung ist mit den Herren von Seyfriedsberg verbunden. Auffallend an der jetzigen Kirche ist der 33 m hohe, unverputzte Backsteinturm: Er wurde in drei Bauabschnitten errichtet: 1440/50 in seinen Untergeschossen, in der zweiten Hälfte des 15. Jh. erhöht und in der dritten Bauperiode fertiggestellt. Bemerkenswert sind an beiden unteren Geschossen nach Norden und Sten doppelte, gegenständige Tonfriese von sehr feiner dekorativer Wirkung aus Dreipässen mit Lilienenden. Ursprünglich bildetet das unterste Stockwerk des Turmes Gleichzeit den „Chor“ der alten Kirche. Der Kirchturm ist die wichtiges Sehenswürdigkeit unserer Pfarrkirche.
Die älteste Glocke trägt das Datum von 1511; sie wurde im 2. Weltkrieg zum Einschmelzen eingezogen. Pfarrer Josef Danner identifizierte sie im Glockenfriedhof in Hamburg und holte sie wieder heim.
Nach der starken Dezimierung der Bevölkerung im 30-jährigen Krieg (1618—48) erfolgte eine große Zuwanderung aus der Schweiz und aus Tirol. Die alte Kirche erwies sich als zu klein, sollte abgerissen und neu aufgebaut werden, was jedoch wegen Geldmangels zunächst nicht möglich war. Erst 1843 konnte die heutige Pfarrkirche in neuromanischen Stil gebaut werden. Chorraum und Kirchenschiff wurden, etwas „versetzt“, an die Südseite des Turmes angebaut. Man kann den Giebel der alten Kirche noch schemenhaft an der Westseite des Turmes erkennen.
1985 erfolgte eine gründliche Innensanierung. Nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962—65) wurden ein neuer, moderner Volksaltar und passen dazu der Ambo in den Chorraum eingefügt. Im Jahr 2008 waren wiederum umfangreiche Baumaßnahmen notwendig geworden, u.a. die Außen- und Innenputzsanierung, ein Neuanstrich der Außenfassade und die Erneuerung des Dachgebälks.
Altäre, Figuren und Bilder
Alles, was wir in der Kirche sehen, verweist auf unseren christlichen Glauben und deutet ihn. Der neuromanische Hochaltar mit dem Bild der Kreuzigung Christi veranschaulicht das Evangelienwort Joh 3,15: „So sehr hat Gott die Welt geliebt…“
Unterhalb der Altarmensa weisen zwei alttestamtenliche Vorbilder auf das Christusgeschehen hin: König Melchisedek bringt Brot und Wein; Abraham ist dabei seinen Sohn Isaak zu opfern.
Die Seitenaltäre zeigen uns auf der linken Seite den Bauernpatron St. Wendelin mit Maria, der Mutter Jesu, und auf der rechten Seite den hl. Sebastian mit der Begleitfigur, dem hl. Josef.
Die neuromanische Kanzel aus der Erbauerzeit mit den vier Evangelistenfiguren erinnert an den ehemaligen Ort der Verkündigung und der Predigt; auf der Kanzelrückwand erscheint Christus als der gute Hirte.
Eine besondere Kostbarkeit sind die aus Holz geschnitzten Apostelfiguren: vier davon, von Johann Schnitzer aus Thannhausen geschaffen, stehen im Chorraum und weitere acht, aus dem 17./18. Jh. sind über das Langhaus verteilt. „Die Kirche ist erbaut auf dem Fundament der Apostel“ (Eph 2,20).
Auf der rechten Seite im Langhaus zieht ein großes Holzrelief aus dem Jahr 1875 die Aufmerksamkeit auf sich. Im oberen Teil schauen wir auf die Darstellung der Pieta: Maria hält den toten Sohn auf ihrem Schoß und im unteren Teil erkenne wir den jugendlichen Patron unserer Kirche, den hl. Vitus. Selbst in äußerster Not hebt er vertrauensvoll seine Hände zu Gott.
Das Deckenfresko im Schiff stellt ebenfalls den hl. Vitus dar, wie er schützend seine Hand über das Volk ausbreitet. Die Personen auf dem Bild waren 1930 Bewohner des Ortes Willmatshofen. Sie sind sogar mit Namen bekannt.
Das Deckengemälde im Chorraum zeigt Marias Weg als dreijähriges Kind, wie sie von ihren Eltern Anna und Joachim in den Tempel gebracht wird. Der Maler Jakob Huwiler hat es 1930 gemalt und mit „Maria Opferung“ betitelt. Darunter befindet sich das Taufbecken: der Anfang unseres christlichen Lebens. Bemerkenswert sind die auf 12 Tafeln gemalten Kreuzwegstationen; sie wurden aus der alten Kirche übernommen. Die Bilder in den Glasfenstern im Chorraum verweisen auf das, was in jeder Eucharistie geschieht: Rechts schauen wir auf das für unsere Sünden geopfert „Lamm Gottes“ und links sehen wir die eucharistischen Gaben „Das Brot des Lebens“ und den „Kelch des Heiles“ (2. Hochgebet).
[Text: Brigitte Voit/Pfarrer Alois Meroth (+)]