Pfarrkirche St. Michael

Kirchturm von St. Michael in Fischach von Norden gesehen.

Geschichte Fischachs

Im Jahr 981 wurde Fischach zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Mit der Geschichte des Ortes verbunden ist von Anfang an die Geschichte der Pfarrei. Das Patrozinium St. Michael, Vorgängerkirchen und der mehrmalige Wechsel des Präsentationsrechtes ab dem 12./13. Jahrhundert weisen auf eine frühe Entstehung hin. 

Die heutige Pfarrkirche trägt das Weihejahr 1499. Nachfolgende äußere  Veränderungen (ausgenommen der Turm von 1490) lassen kaum mehr die ursprüngliche Gestalt erkennen: Chorumbau 1730; Fertigstellung des Langhauses 1753 mit Rokokoausstattung im Inneren; Verlängerung der Kirche um zwei Achsen 1964/65.

Nicht ablesbar im Gotteshaus, aber doch prägend für die Menschen in Fischach war für die Menschen in Fischach die lange dauernde Nachbarschaft von Kirche und Synagoge. Durch die Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Burgau waren 1573 die ersten Juden nach Fischach gekommen – eine fast 400jährige (bis 1942) wechselvolle Geschichte zur großen jüdischen Gemeinde sollte sich anschließen. Letzte Zeugen dieser Zeit sind heute noch: der Judenhof, der jüdische Friedhof und auch (bis 2019) der Berches (Brot für den Sabbat), der in einer Bäckerei gefertigt wurde.

Gang durch die Kirche

Über dem Chorbogen steht als Bild-Programm der Kirche der lateinische Satz: „Vere hic domus dei est et porta coeli 1753“ – „Wahrlich, hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“. Trotz aller Schönheit des Raumes, barockes Sinnbild für den Himmel, lassen wir uns zunächst vom herben Altarbild ansprechen: Jesus am Kreuz ist für uns zur „Pforte des Himmels“ geworden; darunter Maria Magdalena als Sinnbild des erlösugsbedürftigen Menschen. Hochaltar in neubarocker Fassung 1948 nach Plänen von Hans Miller, München, Altarbild von Alois Miller, München, gleichzeitig.

Weitere Figuren im Chorraum: Der Kirchenpatron St. Michael (Nordseite); St. Sebastian (Südseite); Steinrelief Christus am Kreuz mit Maria und Johannes im Stil des 14. Jahrhunderts.

Das Hauptgemälde im Chor

…und zugleich Bruderschaftsbild muss aus der Zeit seiner Entstehung der Gegenreformation heraus verstanden werden: Glorreich sitzt die Mutter Kirche als ecclesia auf dem goldenen Wagen, getragen von den vier Evangelisten-Symbolen:  Mensch (Matthäus), Stier (Lukas), Löwe (Markus) und Adler (Johannes). 

In ihrer Hand hält die Siegreiche das „Sakrament des Altares“ in der Monstranz. Vor ihr huldigen allegorisch dargestellt die vier Erdteile mit der Weltkugel. Die Anbetung verweigernd stürzen die Irrlehrer in die tiefe. Dieses Bild (1763 von F.M. Kuen gemalt) verdankt seine Entstehung der Corpus-Christi-Bruderschaft, die seit 1668 in Fischach besteht.

Das Hauptgemälde im Kirchenschiff

Zum Verständnis dieses Bildes empfiehlt es sich, das 12. Kapitel aus der Offenbarung des Johannes zu lesen. Michael, der Kirchenpatron, verbannt Luzifer samt Anhang aus dem Himmel. Mit kraftvollem Tritt stößt der Erzengel den Widersacher Gottes in die Tiefe. Wie eine absolute Grenze zum Raum des Himmels wirkt sein ausgestrecktes Flammenschwert. Aus dessen Blitz, der auf Satan niederfährt, kann das gute Auge den Namenszug von Michael lesen: „quis ut deus?“ – „Wer ist wie Gott?“

Satan wollte „sein wie Gott“: Seine Flügel voller Pfauenaugen verraten Stolz und Hochmut. Der tierische Anhang darunter, aggressiv und zerstörerisch, verstärkt durch dunkle Farben, stellt bildnerisch dar, was desweitern von Gott entfernt: Das Untier mit den sieben Köpfen symbolisiert die sieben „Hauptsünden“: Trägheit, Zorn, Unmenschlichkeit, Eitelkeit, Neid, Unmäßigkeit und Geiz. All diesem widergöttlichen Streben ist der Himmel verwehrt.

Dagegen zeigt der Schild des Erzengels, was Gott wohlgefällig ist: das Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln (Offb 5,1–14). Als Kontrast zu der massiven Gewalt unten entdecken wir im Bild weit oben den Gottessohn und Menschensohn der – obwohl gottgleich – einer von uns geworden ist: ein Kind, klein und wehrlos: Jesus Christus, nun allem irdischen Machtzugriff entzogen. Eingehüllt in die Farben des Regenbogens (Zeichen des Bundes zwischen Gott und Menschen) haben wir in ihm Zugang zu Gott.

Das Reliquiar am Zelebrationsaltar

Als Zeichen einer lebendigen Freundschaft zwischen einigen Gläubigen aus Fischach und Gläubigen einer ugandischen Gemeinde erhielt die Pfarrei Fischach von Kardinal Emmanuel Kalam aus Kampala Reliquien der ugandischen Märtyrer Karl Lwanga (+3. Juni 1886) und Matthias Mulumba (+27. Mai 1886). Diese Reliquien haben am Zelebrationsaltar der Pfarrkirche St. Michael in einem kunstvollen Reliquiar ihren Platz gefunden. Ihre Verehrung verbindet uns mit der Weltkirche.